Mehr als 10.000 solidarisieren sich mit Dalai Lama und Tibetern
Samstag, 26.05.2012 fand am Wiener Heldenplatz die “Europäische Solidaritätskundgebung für Tibet” statt. An der Kundgebung forderten Premierminister der Exilregierung der Tibeter, Dr. Lobsang Sangay, und der ehemalige französische Außenminister Bernard Kouchner die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten auf, sich auf höchster Ebene gegen die eskalierende Menschenrechtssituation in Tibet stark zu machen. Höhepunkt bildete die Rede Seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama. Dass Heinz Fischer es ablehnte, den Dalai Lama zu treffen, verstand keiner der Besucher - Fischers Haltung führte auch zu zahlreichen, kleineren Missfallenskundgebungen.
Der Dalai Lama bedankte sich bei der österreichischen Bevölkerung für Ihr Engagement. Die Veranstalter bezeichnen die Kundgebung am Heldenplatz als „großen Erfolg“ und als „starkes Signal der europäischen Solidarität und Ermutigung für die Tibeter in Tibet“.
Anlass der Kundgebung war die eskalierende Menschenrechtssituation der sechs Millionen Tibeter in Tibet. Seit den Aufständen im Jahre 2008 haben sich die Lebensbedingungen in auf Grund der repressiven Politik der chinesischen Regierung und ihrer „Volkskrieg“ genannten Kampagne massiv verschlechtert. Die grundlegenden Freiheiten wie die Religionsausübung, Bewegungsfreiheit werden von den chinesischen Sicherheitskräften brutal unterdrückt. Tausende Tibeter, die an den friedlichen Demonstrationen im Vorfeld der Olympischen Spiele teilnahmen, waren willkürlich verhaftet und gefoltert worden. Diese verschärfte Tibet-Politik seitens der chinesischen Regierung führte in Tibet zu einer tragischen Eskalation: 36 Tibeterinnen und Tibeter sahen keine andere Möglichkeit des politischen Ausdrucks mehr als den Verzweiflungsakt der Selbstverbrennung.
Seit der Besetzung Tibets durch China im Jahr 1949/1950 wird systematisch Kulturgenozid betrieben: 1.2 Millionen Menschen sind seit 1949/1950 an direkter Folge der Besatzung gestorben. Es wurden über 6‘000 Klöster zerstört. Es werden nicht nur die politischen Rechte des tibetischen Volkes unterdrückt, sondern es findet auch eine subtile Sinisierung des tibetischen Volkes statt: Der Unterricht in tibetischer Sprache etwa wird sukzessive abgeschafft. Die Verehrung des Dalai Lamas – durch Besitz seines Porträts – wird bestraft.
Durch Zwangsansiedlungen der tibetischen Nomaden zerstört die chinesische Regierung die jahrtausendalte tibetische Nomadenkultur. Mit wirtschaftlichen Vorteilen angelockte chinesische Immigranten haben die in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, lebenden Tibeter mittlerweile zahlenmäßig überflügelt.
Der Dalai Lama zeigte sich begeistert über die große Solidarität der Österreicher und bedankte sich bei den rund 10.000 Menschen, die sich am gut gefüllten Heldenplatz eingefunden hatten. Der Friedensnobelpreisträger betonte in seiner Rede, dass es beim tibetischen Freiheitskampf um die Bewahrung der Kultur, den Schutz der Umwelt und die Grundrechte der Tibeter gehe. Es bestehe die Gefahr, dass die tibetische Kultur inklusive der Sprache ausstirbt. Sein Volk habe in diesen Zeiten die Unterstützung des Westens bitter nötig.
Der ehemalige Außenminister Frankreichs und Mitbegründer der Ärzte ohne Grenzen, Bernard Kouchner forderte einen verstärkten Druck auf China, so dass endlich eine EU-Delegation in die tibetischen Gebiete, einschließlich der Regionen, wo Selbstverbrennungen stattgefunden haben, einreisen könne. Des Weiteren solle die EU einen Sonderkoordinator für tibetische Angelegenheiten einsetzen. Diese Forderung wurden auch von den anderen Rednern, namentlich Madeleine Petrovic (Grüne Österreich), Eva Lichtenberger (Grüne EU-Parlament) und Bianca Jagger (internationale Menschrechts-Anwältin) unterstützt.
Der Premierminister der tibetischen Exil-Regierung, Dr. Lobsang Sangay, übermittelte im besonderen auch eine Nachricht an die Tibeter in Tibet:„Glaubt an Euch, unser Tag wird kommen.“ In seiner Rede rief er sowohl die europäischen Politiker, als auch die Bevölkerung dazu auf, sich für die Menschenrechte seines Volkes einzusetzen. Jetzt sei der Moment, in welchem die Tibeter in Tibet ihre Unterstützung besonders nötig hätten. „Die Situation in Tibet lässt es nicht mehr zu, weitere Zeit verstreichen zu lassen. Mein Volk braucht jetzt Hilfe!“ Seit Jahren würden sich die Tibeter in Tibet danach sehnen, von seiner Heiligkeit gesegnet zu werden und er glaube fest daran, dass dieser Tag kommen werde. Dann werde auch in China Demokratie herrschen.
Zur Kundgebung waren auch Tibeter aus ganz Europa vertreten, die die Zusammenkunft auch für eine verstärkte Vernetzung und Koordination der nächsten politische Schritte innerhalb der EU nutzten. Bilder..
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