Tibet: Behörden verweigern medizinische Versorgung nach Schüssen auf Demonstranten
Eine Woche nachdem chinesische Polizisten in der im osttibetischen Landkreis Sershul (chin.: Shiqu) gelegenen Ortschaft Loshu (chin.: Luoxu) das Feuer auf protestierende Tibeter eröffnet haben, verweigern die Behörden den Inhaftierten die medizinische Versorgung ihrer teils schweren Verletzungen. Berichten tibetischer Quellen mit Kontakten in die Region zufolge sollen einige der Häftlinge immer noch Geschosse im Körper tragen, die von den Ärzten nicht entfernt wurden. Ihr Zustand wird als kritisch beschrieben. Einer der Verletzten, ein 22-jähriger Mann, dessen Namen nicht bekannt ist, soll am 17. August seinen Wunden erlegen sein. Lo Palsang aus dem Dorf Shugba, der ebenfalls bei der Demonstration verhaftet worden war, habe sich gleichfalls am 17. August im Gefängnis das Leben genommen. Wie ein im indischen Exil lebender Tibeter mit Namen Demay Gyaltsen „Radio Free Asia“ mitteilte, wollte Lo Palsang damit „gegen die Folterungen durch die chinesischen Behörden protestieren“.
Wie berichtet bereits durch die International Campaign for Tibet berichtet, hatten am 12. August zahlreiche Bewohner des Dorfes Shugba gegen die nächtliche Verhaftung des angesehenen Dorfvorstehers Wangdak protestiert. Sie waren dazu in die Ortschaft Loshu (chin.: Luoxu) gezogen, wo Wangdak festgehalten wurde. Dort hatten Angehörige der Bewaffneten Volkspolizei daraufhin Tränengas eingesetzt und das Feuer auf die Demonstranten eröffnet, von denen sie zahlreiche festnahmen. Welcher Art die verwendete Munition war, ist nicht vollständig geklärt. Jedoch erscheint es aufgrund der verfügbaren Aufnahmen von einigen der Verletzten als wahrscheinlich, dass die Polizei Gummi- oder Plastikgeschosse zur Aufstandsbekämpfung eingesetzt hat, die ebenfalls schwere Verletzungen verursachen kann.
Anschließend sollen weitere Truppen in das Dorf Shugba entsandt worden sein, wo sie fast die gesamte männliche Bevölkerung verhafteten. Wie tibetische Quellen berichten, seien in dem kleinen Dorf, dessen Einwohnerzahl weniger als 1.000 Menschen betragen soll, fast nur noch Kinder, Frauen und Alte anzutreffen. Fast alle männlichen Dorfbewohner ab etwa 13 Jahren seien von den Beamten Loshu verbracht worden. Weil der Platz in der dortigen Haftanstalt nicht mehr ausgereicht habe, würden einige der Verhafteten im örtlichen Krankenhaus festgehalten, so die Quellen. Wie hoch die Gesamtzahl der Verhafteten ist, lässt sich derzeit nicht feststellen, da die chinesischen Behörden versuchen, den Informationsfluss aus der Region zu unterbinden.
Offenbar soll sich unter den Angeschossenen auch Kunga Sherab, der Sohn des Dorfvorstehers Wangdak, befinden. Vermutlich ebenfalls inhaftiert wurden auch der stellvertretende Dorfvorsteher Wangchen und Karma Rinchen, der Gesangsmeister des Klosters Miru.
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