Norwegen verweigert Dalai Lama offizielle Begrüßung
Der Dalai Lama hat in Norwegen viele Freunde. 1989 bekam er den Friedensnobelpreis, er war mehrmals zu Gast im Parlament, er hat König Harald die Hand geschüttelt und konnte 2005 vom Büro des damaligen Ministerpräsidenten Kjell Magne Bondevik die Aussicht über Oslo genießen.
Heute, 2014, ist alles anders. Wenn der Dalai Lama am Mittwoch für drei Tage nach Oslo kommt, wird kein offizieller Vertreter Norwegens ihn willkommen heißen. Weder Ministerpräsidentin Erna Solberg noch Außenminister Børge Brende wollen dem Friedensnobelpreisträger offiziell die Hand schütteln. Und auch der Parlamentspräsident erteilte dem 78-Jährigen eine Absage. Grund sei das "außergewöhnliche" Verhältnis zwischen Norwegen und China, rechtfertigte der Außenminister das ungastliche Auftreten.
Seit der chinesische Dissident Liu Xiaobo 2010 den Friedensnobelpreis verliehen bekam, herrscht Eiszeit zwischen den beiden Ländern. Politische Treffen hat es seitdem nicht gegeben, trotz der Beteuerungen der norwegischen Regierung, dass das Nobelpreiskomitee nicht das offizielle Norwegen repräsentiere. Wirtschaftlich hatte der Bruch aber kaum Folgen. Große Einbußen gab es nur beim Lachsexport.
Ministerpräsidentin Solberg sagte, es sei wichtig für Norwegen als Nation zu versuchen, das Verhältnis zu China zu normalisieren. Sie wünsche sich "ein Verhältnis, bei dem man zusammensitzen und über Menschenrechte sprechen kann", sagte sie dem Fernsehsender NRK.
Politische Kommentatoren werfen der Regierung nun Feigheit vor. Das Parlament lege eine banale Unterwürfigkeit an den Tag, schrieb Harald Stanghelle in der Tageszeitung "Aftenposten". "Das Gefährliche an dieser Feigheit ist, dass die Parlamentspräsidentschaft nun deutlich macht, dass Druck von China und anderen Großmächten auf Norwegen Wirkung zeigt." Auch die Opposition fordert eine Begrüßung des Tibeters von offizieller Seite. "Norwegen kann sich nicht im Tausch gegen den Export von Lachs von der Kommunistenpartei herumdirigieren lassen", sagte der Chef der Sozialisten, Audun Lysbakken, in einer Fragestunde im Parlament.
Die Norweger selbst finden die Diskussion um den Besuch ziemlich peinlich. Bei einer Umfrage der Zeitung "Verdens Gang" sagte die Hälfte der 1000 Befragten, es sei feige, das religiöse Oberhaupt der Tibeter nicht zu begrüßen. 60 Prozent verlangten, Ministerpräsidentin Solberg oder Außenminister Brende sollten den Tibeter treffen.
Der Dalai Lama wurde vom norwegischen Nobelinstitut eingeladen, um die Verleihung des Friedensnobelpreises vor 25 Jahren zu feiern. Während seines Besuchs vom 7. bis zum 9. Mai in Oslo wird er unter anderem einen Vortrag vor 2000 Menschen halten. Die Tickets für den Vortrag waren nach 24 Stunden ausverkauft, so dass die Veranstalter eine Direktübertragung auf Videoleinwänden in anderen Räumen organisieren mussten.
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