Dalai Lama: "Wir können das Problem nicht mit Beten lösen"

Nach den Anschlägen in Paris finden viele Menschen in Gebeten Trost. Unter dem Hashtag #prayforparis teilen sie rund um die Welt ihr Mitgefühl und ihre Gedanken zu den grauenvollen Terroranschlägen in Paris.

Im Interview mit der Deutschen Welle äußerte sich der Dalai Lama nun zu den Terroranschlägen in Paris. Und äußerte die Überzeugung, dass wir nicht Gott um Hilfe bitten sollten, sondern selbst für Frieden sorgen müssten - im Kleinen, in der Familie, im Alltag.

Für ein geistliches Oberhaupt auf den ersten Blick eine überraschende Aussage. Doch der Nobelpreisträger hat schon immer Menschlichkeit, Mitgefühl, Toleranz, Freundlichkeit, Freude, Nachsicht und Liebe gepredigt. Diese Tugenden müssen wir leben, wenn wir Frieden wollen.

Die wichtigsten Passagen im Auszug:

Wir sind selbst für unsere Probleme verantwortlich ...

"Das Zwanzigste war ein gewalttätiges Jahrhundert, mehr als 200 Millionen Menschen starben durch Krieg und andere Konflikte. Jetzt erleben wir, dass das Blutvergießen des vorigen Jahrhunderts in dieses Jahrhundert schwappt.

Wenn wir Gewaltlosigkeit und Harmonie stärker betonen, können wir einen neuen Beginn einläuten. Ohne echte Anstrengungen, Frieden zu erlangen, werden wir weiterhin eine Wiederaufführung des Chaos' sehen, das die Menschheit im 20. Jahrhundert erlebt hat. [...]

Wir können das Problem nicht nur mit Gebeten lösen. Ich bin Buddhist und ich glaube an Gebete. Aber Menschen haben das Problem gemacht und jetzt bitten wir Gott, es zu lösen. Das ist unlogisch. Gott würde sagen, löst es selbst, denn ihr habt es geschaffen.

... und so könnten wir sie lösen

Wir brauchen eine systematische Herangehensweise, um humanistische Werte wie Einheit und Harmonie zu fördern. Wenn wir jetzt damit anfangen, gibt es Hoffnung, dass dieses Jahrhundert anders sein wird als das vergangene. Das ist im Interesse von allen. Lasst uns also für den Frieden in unseren Familien und in der Gesellschaft arbeiten und nicht Hilfe von Gott, Buddha und den Regierungen erwarten. [...]

Ich glaube, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen der Gewalt zuspricht. Wir sind Menschen und es gibt keine Basis oder Rechtfertigung dafür, andere zu töten. Wenn du andere als Brüder und Schwestern ansiehst und ihre Rechte respektierst, gibt es keinen Raum für Gewalt.

Darüber hinaus sind die Probleme, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, das Ergebnis oberflächlicher Differenzen über religiösen Glauben und Nationalitäten. Wir sind ein Volk."

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