Eine Tibetisch-InnerSchweizerische Erfolgs-Geschichte
with big help from some friends

 

 

Langsam geht das Jahr 2015 zu Ende – ein Jahr leider mit vielen traurigen Flüchtlingsdramen….

Gerne berichte ich hier aber über positive Erlebnisse betreffend Flüchtlinge und Asylsuchende. 

Seit Anfang dieses Jahres gibt es die Fussballmannschaft FC Tibet NOW!

NOW!…..
Das steht neben JETZT vor allem aber für Nid- und ObWalden. Die 16 Spieler dieser Mannschaft sind ausschliesslich tibetische Flüchtlinge und Asylsuchende, die seit weniger als 3 Jahren in den Kantonen Nid- und Obwalden (Unterwalden) leben. Dabei sind auch etwa 6 Spieler, die noch nie vorher Fussball gespielt hatten. Eine spannende und schöne Herausforderung, diesen Männern zwischen 20 und 40 Jahren das Fussballspielen beizubringen oder sie zu fördern. Das Wichtigste dabei ist, dass jeder Spieler ein Teil der Mannschaft werden soll - dass sie gut miteinander spielen lernen und dass wir als Einheit Fortschritte machen können. 

Inzwischen haben wir an 4 Turnieren mit tibetischen Mannschaften teilgenommen und 3 offizielle Trainingsspiele gegen Schweizer Mannschaften absolviert.

Gehen wir zuerst mal zurück zu meiner Motivation, diese Mannschaft zu gründen, zu trainieren und alles darumherum zu organisieren.

In Oktober 2013 waren meine Frau und ich in Tibet (Lhasa, Samye, Gyantse, Shigatse, Qomolangma Base Camp und Old Tingri).Wir waren einigermassen darauf vorbereitet, dass Tibet kein eigenständiger Staat mehr ist und wir wussten auch, dass die Tibeter in der eigenen Heimat stark unterdrückt werden. Dabei hatten wir als Europäer absolut keine Ahnung, was dies bedeutet, wuchsen wir doch in aller Freiheit auf. 

Es war für uns eine fremde, vor allem unheimliche, aber auch schöne Erfahrung in Tibet zu sein. Die Landschaften sind wunderschön. Die komplette Überwachung der ‚Roten Armee‘ ist aber überall - und bedrohlich sichtbar und dominant. Man ‚spürt‘ das Leid der tibetischen Bevölkerung. Trotzdem sieht man es ihnen nicht unbedingt an, sind doch die meisten Tibeter sehr freundlich und kontaktfreudig ohne aufdringlich zu sein. Sehr auffällig ist im Gegensatz dazu die Gleichgültigkeit, Grimmigkeit und die grosse Zurückhaltung der Chinesen in Tibet. Dass die Situation in Tibet aber so schlimm ist, wie sie wahrhaftig  leider ist, dessen wirst du dir in Tibet selber nicht wirklich bewusst.Dass es wirklich ganz schlimm ist, wurde uns erst klar, als wir zurück in der Schweiz einen Vortrag von tibetischen Flüchtlingen in Nidwalden hörten. Nach diesem Anlass habe ich mich entschieden, den Tibetern zu helfen.  Sei es bei Jobsuche, Hilfe bei der Wohnungsvermittlung, bei Problemen mit Behörden oder anderem - kurz, bei allem, was sie mich gefragt haben und noch fragen werden.

Dabei war eben die Idee von Tenzin Sherab, eine Fussballmannschaft auf den Beinen zu stellen! Da in Nidwalden zu wenig tibetische Spieler für eine Mannschaft leben, habe ich Tibeter wohnhaft in Obwalden angefragt und die haben sofort begeistert zugesagt. Anfangs 2015 haben wir zuerst einige Male in einer Halle in Stans trainiert, meistens zusammen mit anderen Flüchtlingen.Dann ging alles erfreulich schnell. Wir bekamen die Zusage einer Stiftung, dass diese uns ein Fussballdress bezahlen wolle und wir bekamen auch die Zusage, dass wir gratis und so oft wir wollten trainieren konnten auf einem ehemaligen Fussballplatz der FC Sachseln (Obwalden). 

Schon bald nahmen wir auch Kontakt auf mit Tibetern aus dem Kanton Luzern, die bereits eine Fussballmannschaft hatten und im Mai haben wir unser erstes Trainingsspiel in Sachseln gespielt. Wir verloren deutlich mit „etwa“ 9:1. 
Am 25. Mai spielten wir dann unser erstes offizielles Freundschaftsspiel gegen die 5. Ligamannschaft von SC Buochs, die4. Mannschaft und verloren auch da klar 9:2, trotz Unterstützung durch vier luzernische Tibeter.


Optisch überlegen…Ramphel gegen Pascal

Das nächste und bis jetzt grösste Highlight fand in Zürich statt. Am 6. Juni spielten wir gegen die Frauen des FC Zürich!  Diese Damen sind jetzt viermal hintereinander Schweizer Meister(innen) geworden und spielten auch erfolgreich in den Champions League für Frauen! Baumeister dieser Erfolge ist sicher (auch) Dorjee Tsawa, der seit 4 Jahren Trainer dieser Frauen ist.  Dorjee hat unter anderem als Profifussballer bei FC St. Gallen und FC Zürich gespielt und ist als Sohn tibetischer Flüchtlinge in der Schweiz geboren. Mit ihm hatte ich dieses besondere Freundschaftsspiel vereinbaren können. Trainer Dorjee spielte mit uns mit. Trotzdem verloren wir 10:2. Als Gegenleistung haben einige mitgereiste Tibeter während des Spiels Momo gekocht, welche wir nach dem Spiel zusammen mit den Zürcherinnen gegessen haben. Das Spiel wurde sogar auf DVD aufgenommen und jeder Spieler bekam eine Kopie!!Ein Revanche-Spiel für 2016 haben wir bereits provisorisch vereinbart. Diesmal in der Innerschweiz.


Es muss nicht immer FC Barcelona gegen FC Bayern München sein… Fussball rules!

Hier noch den Matchbericht aus Sicht der FC Zürich Frauen:
Montag, 15. Juni 2015, msTestspiel: FCZ Frauen - Team Tibet Ob- und Nidwalden
Am 6. Juni fand im Heerenschürli ein ganz besonderes Testspiel statt.Unsere NLA-Selection trat gegen ein tibetisches Team aus Ob- und Nidwalden an. Dieses Team wurde 'verstärkt' durch unseren Cheftrainer Dorjee Tsawa.
Bei diesem Spiel stand klar der Spass und der kulturelle Austausch im Vordergrund. Nach dem Spiel kochten die Freundes aus dem Tibet noch ein leckeres Essen für alle.

!! Noch besser: nachzuschauen auf der Website der FC Zürich Frauen (mit vielen Fotos): 
http://www.fcz.ch/de/frauen/news_allgemein_archiv.htm?id=1873&page=10&ipp=10&archiv=1
Dann folgten die vier tibetischen Fussball-Turniere. Zu diesen Turniere konnten wir mit dem Bus vom Sportclub Buochs fahren, wegen meiner 28-jährigen Mitgliedschaft für eine ganz geringe Entschädigung. 
Das erste Turnier - der Himalaya-Cup – fand am 20. Juni in Glarus statt. Mit einer unerfahrenen Mannschaft hatten wir keine grossen Erwartungen. Es wurde hier 6 gegen 6 gespielt. Als Trainer hoffte ich eigentlich nicht, jedes Spiel hoch zu verlieren…… Die Jungs zeigten aber eine unglaubliche Leistung! Wir spielten 4 mal 0:0! Verloren also kein einziges Spiel und erreichten die nächste Runde! Im Viertelfinal verloren wir dann gegen Mitfavorit und die sehr erfahrene Mannschaft Chölsum FC  1:3. Dabei mussten wir noch verschiedene Verletzungen verkraften!
Eine Woche später traten wir in Bern am Panchen Lama Cup an. Hier wurde 11 gegen 11 gespielt. Es wurde schnell klar, dass wir auf diesem Niveau noch nicht so weit waren wie beim 6:6. Wir verloren leider alle Spiele, allerdings spielten wir in einer ganz schwierigen Gruppe. 

Wieder eine Woche später, am 4. Juli, waren wir am Trunkar-Turnier in Bülach dabei, das Turnier zu Ehren seiner Heiligkeit Dalai Lama! Mit Unterstützung unserer neuen grosszügigen Sponsorin, der  GSTF, anwesend in den Personen des Präsidenten Ueli Soltermann und der Vizepräsidentin Yangchen Büchli mit ihrem Mann Thomas.


Die Mannschaft mit GSTF Vizepräsidentin Yangchen und Thomas und einige treue Fans

Sie alle waren Zeugen unserer ersten zwei Siege!! Im letzten Gruppenspiel mussten wir wieder gegen Chölsum FC antreten. Der Gewinner würde eine Runde weiter kommen. Trotz guten Chancen verloren wir knapp 0:1.  Schade! Aber alle redeten in sehr positivem Sinne über unsere Mannschaft! Uns wurde bewusst, dass wir nun ein willkommenes Mitglied der tibetischenFussballfamilie in der Schweiz geworden sind. Und das ist natürlich super!
Am 15. August waren wir zu Gast in Horgen am Yarkyi Cup.  Diesmal traten wir gemeinsam mit unseren tibetischen Freunden aus Luzern an und machten zwei gemischte Mannschaften. Unter den Namen FC Tibet NOW! wurden wir Gruppenzweite und scheiterten ganz knapp im Viertelfinal an Mitfavorit TC Lausanne, trotz Unterstützung von GSTF-Geschäftsstellenleiter Chodar Kone.
Des Weiteren haben wir oft mit und gegen unsere Luzerner Freunde trainiert, meistens in Luzern. Das erste Trainingsspiel verloren wir deutlich mit 9:1. Der Unterschied wurde aber immer kleiner und die letzten zwei Begegnungen wussten wir zu gewinnen. Vereinbart wurde, dass wir in Zukunft die 6:6 Turniere getrennt absolvieren werden, aber beim 11:11 Turnier in Bern und 11:11 Freundschaftsspiele werden wir zusammenarbeiten und einander wieder helfen.

So haben wir uns innerhalb eines Jahres im positiven Sinne doch stark entwickelt und etabliert. Die Begeisterung der Spieler ist nach wie vor sehr gross und ich darf sagen, dass wir richtig zu einer Familie zusammengewachsen sind.
Spieler und auch Trainer von FC Tibet NOW! zu sein bedeutet ganz klar eine enorme Steigerung der Lebensqualität. Ein Beispiel dafür ist Lobsang, ein junger Bauer aus Kham, der noch nie Fussball gespielt hatte und nach der Gründung unserer Mannschaft in die Schweiz gekommen ist. Er hat sich sofort der FC Tibet NOW!-Familie angeschlossen, was seine Eingliederung und sein Wohlbefinden in einem fremden Land sehr erleichtert hat.

Auch haben wir in der Innerschweiz einen engen Fussballfreundeskreis von Einheimischen und Tibetern aufbauen können. So haben wir mit Tibetern des Kantons Zug bereits ein Freundschaftsturnier in Luzern organisiert. Und wir werden es 2016 wieder organisieren.

Ich bin auch sehr zufrieden damit, was wir erreicht haben betreffend Integration und Akzeptanz bei den Einheimischen!

Am 6. September spielten wir nochmals gegen den SC Buochs. Jetzt mit zwei gemischten Teams aus Nid-, Obwalden und Luzern.Team 2 gewann gegen einer Auswahl von C-Junioren mit 6:2 und Team 1 verlor gegen Buochs 4, das gleiche Team wie am 25.5. Jetzt verloren wir nicht mehr deutlich, sondern nur knapp 2:4 und das Spiel war diesmal wirklich ausgeglichen.

Wir möchten uns nochmals weiter entwickeln und in einem ersten Schritt suchen wir nach besseren Trainingsmöglichkeiten. Die Integration in einem Fussballclub in Obwalden ist wohl die beste Möglichkeit um optimal trainieren und Freundschaftsspiele organisieren zu können. Momentan laufen Gespräche über die verschiedenen finanziellen Möglichkeiten dazu. Der Platz in Sachseln, auf welchem wir momentan trainieren, wird nicht wirklich gepflegt, hat keine Beleuchtung und wird nicht gezeichnet. Wir können nur von etwa Ende März bis Ende September darauf trainieren und dann nur bei trockenem oder nicht allzu nassem Wetter. Zudem ist der Boden sehr holprig, was technischen Fussball sehr schwierig macht und auch die Gefahr für Verletzungen erhöht.

Für die Wintermonate habe ich organisieren können, dass wir bei schlechtem Wetter gratis in einer Halle trainieren dürfen.
Aber Fussball soll man auf Rasen oder Kunstrasen spielen, deshalb möchten wir das ganze Jahr draussen trainieren können.

Abschliessend möchte ich allen Sponsoren herzlichst danken für die grosse finanzielle und materielle Unterstützung!
Allen voran die GSTF als Hauptsponsor mit einem grosszügigen Betrag. 
Ohne euch wäre diese sehr schöne Geschichte schlichtweg unmöglich!!
Natürlich hoffen wir, dass das Abenteuer weitergehen darf, wir sind aber immer noch angewiesen auf finanzielle Unterstützung.
Tashi delek

FC TIBET NOW!* * heisst auch;  Free (our) Country TIBET,  NOW!
Michel Ouwehand, Trainer

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