Die Gelug-Tradition

Die Ursprünge der Gelug-Tradition gehen auf die Kadampa-Überlieferung zurück, die von Atisha begründet wurde. Die Person jedoch, die diese Tradition in eine gut strukturierte und organisierte religiöse Gemeinschaft verwandelte, war der Meister Tsongkapa. Er wurde 1357 in der tibetischen Provinz Amdo geboren und zeigte schon von früher Kindheit an eine große Neigung zum Studium. Im Alter von sieben Jahren nahm er das Novizengelübde an und wanderte mit sechzehn Jahren auf Anraten seines Lehrers nach Zentraltibet, um seinen geistigen Horizont durch weitere Studien und Übungen zu erweitern. Dort angekommen, machte er sich mit den verschiedenen Strömungen des tibetischen Buddhismus vertraut. Besonders fühlte er sich von der buddhistischen Logik angezogen und studierte sie, um die Lehren besser ergründen und verstehen zu können. Von den vielen Werken, die er verfaßte, ist der Lamrim Tschenmo oder Die große Darlegung des Stufenweges zur Erleuchtung das bekannteste.

Die Anhängerschaft Tsongkapas wuchs schnell. Im Jahre 1393 hatte er nur acht Schüler. Sechzehn Jahre später jedoch war seine Anhängerschaft zahlenmäßig so stark angewachsen, daß sie den Kern einer neuen Schule bildete. Diese betonte unter anderem die Bedeutung einer strikten Einhaltung der monastischen Disziplin und hielt eine profunde Ausbildung als Grundlage religiöser Praxis für besonders wichtig. Durch seine umfangreichen Studien und Einsichten war Tsongkapa auch im besonderen Maße dazu befähigt, die aufgekommenen philosophischen Unklarheiten und Fehlinterpretationen zu beseitigen. 1409 gründete er das berühmte Kloster Ganden, dessen erster Abt er wurde. Das Kloster Drepung wurde 1416 und Sera (Se ra) 1419 gegründet. Diese drei berühmten Zentren der buddhistischen Gelehrsamkeit bildeten das Fundament für das Gebäude der Gelug-Schule und zogen Mönche aus allen Teilen Tibets und darüber hinaus an.

Tsongkapa oder, wie die Tibeter ihn nennen, "Dsche Rinpotsche" - der "Kostbare Meister", - verstarb 1419 im Kloster Ganden. Das Vermächtnis, das er hinterließ, beeinflußte das gesamte Tibet. Gendün Drub, der nachträglich als erster Dalai Lama anerkannt wurde, war sein Neffe und einer der begabtesten Schüler Tsongkapas. Er gründete das erste Gelug-Kloster außerhalb von Lhasa in der Provinz Tsang: Taschi Lhünpo, welches später zum Sitz der Pantschen Lamas wurde. Der erste Pantschen Lama war der Lehrer des vierten und fünften Dalai Lama. Die Dalai Lamas werden als Verkörperung von Avalokiteshvara, dem Bodhisattva des Mitgefühls und Beschützer Tibets, angesehen. Die Pantschen Lamas betrachtet man als Verkörperung des Buddha Amitabha.

Internet: Die vier Traditionen des tibetischen Buddhismus

Die älteste Tradition ist die Nyingma-Schule des Tibetischen Buddhismus: Die offiziellen Web-Seiten ihres derzeitigen Linienhalters Penor Rinpoche sind www.palyul.org. Dann gibt es noch die Nyingma Zentren von Tarthang Tulku, die vor allem in den USA bekannt und etabliert sind. Etwas verwirrend auf den ersten Blick die Überschrift "Tibetan Nyingma Centres. Nyingma in the West." Anders als man erwarten würde, werden dann aber "nur" die Zentren dieses einen Lamas aufgezählt. Tarthang Tulku erhebt aber nicht den Anspruch, Linienhalter der Nyingma-Schule zu sein: www.nyingma.org. Die dazugehörige deutsche Web-Seite: www.nyingmazentrum.de. Desweiteren gibt es die Nyingma-Zentren von Sogyal Rinpoche: www.rigpa.org, die auch in Deutschland einen guten Namen haben. Sie sind unter "Locations" aufgeführt und haben jetzt auch eine extra Web-Seite unter www.rigpa.de.

Bei der Karma-Kagyü-Schule des Tibetischen Buddhismus gibt es die Web-Seite des Linienhalters der Karma-Kagyü-Tradition S.H. Karmapa Ogyen Trinley Dorje www.kagyu.org. Die dazugehörige "deutsche" Web-Seite des Karma Kagyü Vereins findet sich unter www.kagyu.de und www.karma-kagyu.de. Inzwischen gibt es auf der deutschen Web-Seite auch viele deutsche Texte. Es lohnt sich, einmal vorbeizuschauen. Dann gibt es noch die Kagyü Zentren von Sharma Rinpoche (auch genannt: Sharmapa). Ebenfalls zunächst etwas verwirrend die sehr ähnliche Adresse: www.karma-kagyu.org. Hier sollen in Zukunft vom Dhagpo Kagyu Ling-Zentrum (Frankreich) alle Zentren aufgeführt werden, die den "Gegen-Karmapa" Trinley Thaye Dorje unterstützen. Im Moment gibt es jedoch außer einigen Fotos und einem kurzen Vorwort noch nicht viel zu sehen. Mehr Informationen gibt es unter www.karmapa.org, allerdings ohne Links zu Zentren, Klöstern usw. Mehr dazu auf diamondway-center.org und www.dhagpo-kagyu.org.

Die Kagyü-Schule gliedert sich in "die vier großen und acht kleineren Schulen." Nicht alle sind im Internet präsent, aber eine weitbekannte unter ihnen ist z.B. die Drikung-Kagyü-Schule des Tibetischen Buddhismus: Die offiziellen Webseiten des derzeitigen Linienhalters S.H. Chetsang Rinpoche und anderer Lehrer um ihn herum sind: www.drikung.org. Die dazugehörige deutsche Web-Seite ist www.drikung.de. Hier werden neben dem Linienhalter anders als auf der internationalen Web-Seite auch Ayang Rinpoche und Lama Sönam Jorphel mit Kurz-Biografien aufgeführt. Darüber hinaus gibt es auch noch die Drukpa-Kagyü-Schule des Tibetischen Buddhismus: Die offizielle Webseite des derzeitigen Linienhalters Gyalwang Drukpa Jigme Pema Wangchen ist: www.drukpa.org.

Last not least kommen wir zur Jüngsten im Bunde, der Gelug-Schule des Tibetischen Buddhismus, die noch keine 600 Jahre alt ist. Offizielle Webseiten gibt es noch nicht. Überraschend und mir nicht erklärbar, jedoch irgendwie amüsant, ist der unverhoffte Fund unter www.gelug.com. Hier finden sich - kein Scherz! - hausbackene Informationen der Society of Friends, also der Quäker. Vielleicht ist ein Problem in der Logistik verantwortlich? Da man die Klöster und ihre Tausende von Mönche, ja sogar die Nonnen, seit wenigen Jahren per Telefon, Fax und neuerdings sogar per Email erreichen kann, ist es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese unter den Tibetern größte Schule ihre gemeinsame Webseite herausbringt.

Bis es soweit ist, gibt es neuerdings immerhin Web-Seiten, die dem Gründer der Gelug-Schule, dem Meister Dsche Tsongkapa gewidmet sind: www.tsongkhapa.org. Interessant sind u.a. die unter "Resources" geführten Web-Seiten einiger Mönchs- und Nonnenklöster. Die Seiten sind noch nicht vollständig, aber befinden sich im aktiven Aufbau. Derzeitiger Linienhalter ist der 100. Ganden Tripa S.H. Lobsang Nyima. Als wichtigster tibetischer Lehrer der Gelug-Tradition ist neben vielen anderen Lamas S.H. der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso aufgeführt.

Natürlich findet sich im Internet auch die größte westliche Gelug-Organisation, die Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition (FPMT). Die FPMT wurde von Lama Yeshe gegründet und wird heute von Lama Zopa geleitet. Die Organisation hat weltweit viele Zentren. Einzelheiten finden Sie auf: www.fpmt.org oder für Deutschland www.aryatara.de. Weitere deutsche Web-Seiten zur Gelug-Tradition sind: www.choedzong.de der Chödzong Buddhistische Gemeinschaft unter der spirituellen Leitung von S.E. Dagyab Kyabgön Rinpoche und www.tibet.de, die Webseite des Tibetischen Zentrums e.V. Auch hier gibt es immer wieder Neues, so z.B. auszugsweise die jeweils aktuelle Ausgabe von "Tibet und Buddhismus".

Carola Roloff